Was hat Gärtnern mit Logopädie zu tun? Durch das CAS Gartentherapie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) habe ich darauf fundierte Antworten gefunden. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, der Therapiegarten ist ein inspirierender Ort für sinngebende Aktivitäten in Verbindung mit gemeinsamem Handeln und Sprache.
Menschen mit schweren neurokognitiven Krankheitsbildern und sprachlich-kommunikativen Auffälligkeiten zeigen in der Regel auch Schwierigkeiten auf der Handlungsebene. Die Sprachtherapie verbunden mit einer Handlung anzubieten, ist daher naheliegend bei dieser Gruppe von Patient:innen.
„Gartentherapie ist eine fachliche Maßnahme, bei welcher pflanzen- und gartenorientierte Aktivitäten und Erlebnisse genutzt werden, um zielgerichtet Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt zu initiieren und zu unterstützen, mit dem Ziel die Förderung von Lebensqualität und der Erhalt und Wiederherstellung von funktionaler Gesundheit.“ (Internationale Gesellschaft für Gartentherapie)
Damit ist die Gartentherapie bestens für den Einsatz in der Neurorehabilitation geeignet. An meinem Arbeitsort, dem REHAB Basel, einer Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie, haben handlungsorientierte, interprofessionelle Therapiekonzepte lange Tradition.
Die Gartentherapie bietet Einsatzmöglichkeiten für Fachleute verschiedener Berufsgruppen. Im Fokus der logopädischen Therapie sind neben der Strukturierung und Begleitung dieser Handlungen auch die gezielte sprachliche Anregung. Abhängig von den Möglichkeiten der Patient:innen, wird mündliche Sprache und auch die Schriftsprache miteinbezogen. Der Therapiegarten mit Hoch- und Tiefbeeten, Pflanztisch und Geräteschuppen, bietet auf überschaubarem Raum vielseitige Möglichkeiten für die Therapie.
Die Gartentherapie steht, wie viele andere Therapiekonzepte, vor dem Problem des Wirkungsnachweises. So ist es schwierig die Wirksamkeit der einzelnen Bereiche der Therapieform nachzuweisen. Zudem erschwert die Komplexität von Sprache und Kommunikation die Forschung. Dies könnten einige der Gründe sein, weshalb die Gartentherapie in Verbindung mit der Sprachtherapie bisher kaum Erwähnung findet. Nichtsdestotrotz wird auf die kommunikationsfördernde Wirkung der Gartentherapie explizit hingewiesen. Es wird die Aufgabe der Gartentherapie und den therapeutischen Fachpersonen sein, die Wirkung dieser Therapieform weiter wissenschaftlich zu untersuchen. Wichtig wird dabei sein, den vielschichtigen Charakter dieser Therapie, auch in der Forschung abzubilden. Es wäre schade, wenn dieses kommunikationsfördernde Therapiekonzept, mangels Erfahrungen damit, unserem Fachgebiet verborgen bliebe.
Patrick Saladin, Logopäde im REHAB Basel
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